Idee

Die Idee des Schubkarrenrennens…und die Geburtsstunde.

Das Hoppstädter Schubkarren-Rennkomitee und 

Der Gesangverein Schrecklich

Begonnen hat es im Jahre 1935. Am 2. Kirmestag in Hoppstädten (26. November) fand das erste Rennen statt. In zwei Klassen (Holz und Blech) starteten die Pioniere des Schubkarrenrennsports zu einem Berg- und Talrennen über den “Hübel“. Beim nächsten Rennen wechselte man auf die inzwischen traditionelle Rennstrecke “Toller Rennkessel“ (Hauptstraße – Gass – Wirth – Hauptstraße). Was für den alten Nürburgring “Adenauer Forst“, “Döttinger Höhe“ oder “Schwalbenschwanz“ waren, sind für den “Tollen Rennkessel“ in Hoppstädten “Staffelbachgerade“ mit Start und Ziel, “Seufzerbrücke“, “Muskelriss“, “Schleuderbogen“, “Kraftstranggerade“, “Hexenknie“, “Tränental“ und “Endkampfbrücke“.

Bei diesem eigenwilligen und lange Zeit einzigartigen Sportspektakel war und ist vieles ungewöhnlich: der Renngruß (“Hall Droff“), die Kleidung des Komitees (schwarzer Frack mit hellen Knickerbockern und roten Strümpfen), die Kopfbedeckung (schwarze Melone), die Rennmaschinen (mittlere und schwere Transportmaschinen aus landwirtschaftlichen Betrieben mit Zweibein-Muskel-Motoren), die Rennintervalle, die Rennordnung, der Renneid u.v.a.m.

Die zwölf Gründerväter aus dem Jahre 1935 waren ehemalige “Heck-Meck-Aktivisten“, die zusammen mit einigen Zugezogenen (“Fremme“) das Schubkarren-Rennkomitee und den Gesangverein “Schrecklich“ gründeten und so die Geburtshelfer einer neuen, bisher leider noch immer nicht olympischen Sportart wurden. In alphabetischer Reihenfolge waren es Adam Bambach, Karl Decker, Josef Feis, Hans Henrich, Josef Hirz, Josef Kirsch (Doorts Joseph), Josef Klein, Josef Lenz (Rittersch Lang), Josef Merscher, Artur Schmidt, Peter Schommer und Hermann Schüßler.

Die ersten Sieger im Jahre 1935 waren Hermann Schüßler in der leichten Blechklasse und Nikolaus Winter in der wesentlich anspruchsvolleren Holzklasse, der daher auch den “wertvollen“ Hauptpreis erhielt. Es war eine Standuhr, von der Zeitzeugen erzählten, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes immer stand.

Im Jahre 1953 wagte das damalige Rennkomitee einen mutigen Schritt. Als der Begriff “Gleichberechtigung“ für viele noch ein exotisches Fremdwort war, wurde für die rennsportbegeisterten Frauen eine eigene Klasse geschaffen. Nicht mit Schubkarren sollten sie laufen, sondern mit einem Gefährt, das der Damenwelt von Natur aus eher vertraut ist: Das “Damen-Flachrennen“ mit Kinderwagen wurde geschaffen. Es entwickelte sich schnell zum “Renner“ im Rennen, denn weibliche Anmut gepaart mit sportlicher Höchstleistung ist für jeden Zuschauer eine Augenweide.

Im Laufe der Jahre wurde die Anzahl der Rennklassen erhöht und den jeweiligen Gegebenheiten angepasst (von zwei auf maximal elf Klassen). Kein Teilnehmer verließ das Stadion “Toller Rennkessel“ ohne Urkunde und einen Sachpreis, der die Startgebühr auf jeden Fall übertraf. All dies führte zu einem deutlichen Anstieg der Teilnehmerzahl (von 86 im Jahre 1970 auf 164 im Jahre 2000).

Im Jahre 2000 versuchte man erstmals am Vorabend des eigentlichen Renntages ein Staffelrennen zu starten. 16 teilnehmende Vierer-Staffeln ließen den Versuch zum Erfolg werden. Zur Steigerung der Attraktivität trug auch die Abkehr vom ursprünglichen Renntermin (2. Kirmestag) bei. Das meist kalte und regnerische Novemberwetter, dazu noch an einem Werktag, ist für eine solche Freiluftveranstaltung nicht unbedingt geeignet.

Trotz aller Neuerungen und der stärkeren sportlichen Ausrichtung sind Humor und Frohsinn nicht auf der Strecke geblieben. Ein Garant dafür sind die “herzzerreißenden“ Einlagen des Gesangvereins “Schrecklich“. Das Repertoire dieses eigenwilligen Männerchores hat sich inzwischen von drei auf über zehn Lieder mehr als verdreifacht. Außerdem fanden sich immer wieder erfindungsreiche Starter, die durch einen besonderen Gag zur Auflockerung des Rennens beitrugen.

Ein zusammenfassender Rückblick auf die Geschichte des Hoppstädter-Schubkarrenrennens wäre unvollständig ohne Erwähnung des Seriensiegers, Dieter Schöppel, der seit 1977 fünfmal in Folge den ersten Platz belegte. Er hält mit 53,06 sec. auch den Streckenrekord auf dem 393,32 m langen Rundkurs. Den Wert dieser Zeit kann man erst ermessen, wenn man weiß, dass Michel Johnson aus den USA, der Olympiasieger von Sydney, die 400 m (ohne Schubkarren!) in 43,84 sec. zurücklegte.